Dagmara Kraus


war es denn nicht schon kostspielig genug
gewesen und hinreichend unnützer luxus
sich die stinkendste aller in der wüstenei
nur auffindbaren wurzeln so in den flor
der brustborte einnähen zu lassen, dass sie
niemand sieht, um mit ihrer hilfe die paar
öffentlichen anstandstränen hervorzureizen
und rasch abstottern zu können, welche
ein mittleres reich von einer wesirswitwe
erwartete. sie würde sie vom führermidalen
balkon aus vergießen, da könnte niemand
noch an ihr riechen. nur jede dritte witwe
eines staatsdieners ließ sich, wie man liest
auf das siechgeschäft mit der schakalteuren
kunsttrauer der tränerinnen überhaupt ein



aus: wehbuch (undichte prosage).
Berlin und Schupfart: Roughbook, 2016.

Weitere Gedichtbände:
das vogelmot schlich mit geknickter schnute. (2015)
kleine grammaturgie. Gedichte. (2013)
kummerang. Gedichte. (2012)


Dagmara Kraus | Geboren 1981 in Wrocław, Polen. Studium der Komparatistik und Kunstgeschichte in Leipzig, Berlin und Paris. Sie studierte außerdem Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Heute lebt sie in Beaumontles-Autels, Frankreich, und ist als Lyrikerin und Übersetzerin tätig. Förderpreis für Literatur der Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit (GWK) 2016.

Die Lyrikerin Dagmara Kraus ist polyglotte Philologin, eine so sprachgläubige wie sprachskeptische Liebhaberin des Wortes. Sie kennt seine Magie, welche Musik ist und Rhythmus und Welten erschafft; zugleich weiß sie um’s Prekäre allen Mit­teilens und Benennens.

Susanne Schulte